«showerthoughts»

Organisiert von Eric Kläring und Simon Iurino

Eröffnung: Mittwoch 29.11.2017

Finissage: 10.01.2018

Ausstellungsdauer: 30.11.2017 - 10.01.2018

 

Alexander Jackson Wyatt

Bildstein | Glatz featuring Edin Zenun

Cäcilia Brown

Eric Kläring

Georg Petermichl

Jenni Tischer

Karl Salzmann

Noële Ody

Sasha Auerbakh

Simon Iurino

Smi Vukovic

 

«showerthoughts» im PFERD

Das PFERD befindet sich etwas ausserhalb der Innenstadt von Wien, peripher und zugleich mittendrin, an einem Ort des Umbruchs. Ein ehemaliges Gewerbegebiet und Industriequartier wird oder ist bereits zu einem Ort für Wohnen und Dienstleistungen geworden. Die zum Shoppingcenter mit Luxusappartements umgebauten Gasometer sind das augenfälligste Beispiel. Das Studentenwohnheim, welches das Pferd beherbergt, liegt unmittelbar an der U-Bahnstation, zwischen Brachen, Kleingewerbe und Parks. Es bietet eine seltsam paradoxe Architektur, die eine anonyme Wohnnutzung mit verwinkelten und doch grosszügigen Eingangsräumen und Durchgangszonen paart. Diese sind zum Verweilen vorgesehen, werden aber kaum genutzt. Das Wohnheim repräsentiert mit seinem halböffentlichen Charakter fast exemplarisch einen «Nicht-Ort», wie ihn Marc Augé schon 1994 charakterisiert hat: «So wie ein Ort durch Identität, Relation, und Geschichte gekennzeichnet ist, so definiert ein Raum, der keine Identität besitzt und sich weder als relational noch als historisch bezeichnen lässt, einen Nicht-Ort. […] Eine Welt […] in der die Anzahl der Transiträume und provisorischen Beschäftigungen unter luxuriösen oder widerwärtigen Bedingungen unablässig wächst (die Hotelketten und Durchgangswohnheime, die Feriendörfer, die Flüchtlingslager, die Slums, die zum Abbruch oder zum Verfalls bestimmt sind) […] eine Welt, die solcherart der einsamen Individualität, der Durchreise, dem Provisorischen und Ephemeren überantwortet ist, bietet der Anthropologie ein neues Objekt, dessen bislang unbekannte Dimensionen zu ermessen wären, bevor man sich fragt, mit welchem Blick es sich erfassen und beurteilen lässt.»

 

Die Gruppenausstellung «showerthoughts» reagiert auf diesen Ort mit künstlerischen Mitteln. Die Künstler Simon Iurino und Eric Kläring haben eine internationale Gruppe befreundeter und ihnen bekannter Kunstschaffender eingeladen, den Raum im Wohnheim zu besetzen, zu erobern oder sich anzueignen. Die Arbeiten in unterschiedlichsten Medien eint ein gemeinsames Interesse an räumlichen, architektonischen und funktionellen Fragestellungen. Viele Skulpturen wurden prozesshaft vor Ort entwickelt. In die Ausstellung wird erstmals das gesamte Haus miteinbezogen. Die Besuchenden bewegen sich fast auf einem «Parcours», wobei eine neue Lesbarkeit bestehender Situationen provoziert wird. Dabei wird das «Pferd» während der Ausstellungszeit nicht nur zum Raum, wo geschaut und erfahren wird, sondern auch zum Ort, wo produziert und diskutiert wird: Wie geht Kunst mit einer solch anonymen Situation um? Was trägt sie zu einem solchen Ort bei? Und wie formt sie neue Erfahrungen? Solche Fragestellungen testet «showerthoughts» in den nächsten Wochen im PFERD aus, manchmal spektakulär übergross, manchmal fragil und zierlich.

 

«showerthoughts» at PFERD

PFERD (HORSE) is located somewhat outside of Vienna's city centre, peripheral but also in the midst of things, at a site of radical change. It finds itself on a former industrial estate that will be, or has already been transformed into a site for housing and services; the most eye-catching example being the renovated gasometer, now home to a shopping centre and luxury apartments. The student hostel that houses PFERD is close to an underground station, between waste land, small businesses and parks.

It engenders a strange paradoxical architecture that pairs anonymous residential use with winding, well-sized entrance spaces and passageways; spaces designed to linger in, but now barely used.

The hostel, with its semi-public character, is an almost exemplary representation of a "non-place", characterized by Marc Augé in 1994 as:

"If a place can be defined as relational, historical and concerned with identity, then a space which cannot be defined as relational, or historical, or concerned with identity will be a non-place. [...]

A world [...] where transit points and temporary abodes are proliferating under luxurious or inhuman conditions (hotel chains and squats, holiday clubs and refugee camps, shantytowns threatened with demolition or doomed to festering longevity).

 

[...] A world thus surrendered to solitary individuality, to the fleeting, the temporary and ephemeral, offers the anthropologist (and others) a new object, whose unprecedented dimensions might usefully be measured before we start wondering to what sort of gaze it may be amenable." 1

The group show «showerthoughts» is a response to this place using artistic means.

The artists Simon Lurino and Eric Kläring have invited an international group, including friends and artists, to adapt to, occupy, or conquer a room at the hostel.

 

The work, in various mediums, circles a common interest in spatial, architectural and functional issues. Many sculptures were developed processually on site. The entire house is included in the exhibition. The visitors move almost as if on a parcours, provoking new ways and means of reading existing situations. During the exhibition, PFERD will not only become a space to look at and experience, but also a site of production and discussion.

How can or does art deal with such an anonymous situation? What can it contribute to such a place? And how does it shape new experiences?

 

"Showerthoughts" is going to be testing questions such as these during the next few weeks at PFERD, in ways that are sometimes spectacularly oversized, sometimes fragile and sometimes dainty.

1 Marc Augé: "From Places to Non-Places" in non-places: introduction to an anthropology of

supermodemity (New York and London: Verso, 1995), pp. 77-78.

Adrian Dürrwang, Art Historian, Bern [Translated from German by Kevin Dooley]


Alexander Jackson Wyatt
«Her computer crashed. Before she had time to save her thesis Wardrobes are Weird the battery worked itself down to zero, abandoning the writing she had been developing for three hours now. Plugging in the power and after a swift re-boot- it wasn’t long before she rudely found the auto-save hadn’t backed up her latest draft. Instead, her word.doc program left a short note in its wake: did you know there is a place where all your typos, corrected phrases and deleted paragraphs go? Did you forget about all of that which you had written but decided to forget? Your writing doesn’t forget you.»


Bildstein | Glatz
Bildstein | Glatz arbeiten seit über einem Jahrzehnt gemeinsam als österreichisch-
schweizerisches Duo und erschaffen Werke, die zwischen «high» und «low culture» schwanken. Sie bauen riesige Skulpturen die entfernt an Rampen für Skateboards erinnern, jedoch unbenutzbar bleiben und malen Bilder, die den expressiven Gestus der Streetart mit Grafikelementen der Werbung kombinieren. Sie spielen mit den Farben, Designs und Produkten, die eine Freizeitindustrie mit dem Versprechen von modernem Heldentum und Freiheit hervorbringen. Konsequenterweise hatten sie auf ihrer Homepage als Teil ihres Auftritts einen Webshop aufgeschaltet, der vom T-Shirt unter dem selbstentwickelten «Label» bis zur Skulptur, vom Produkt für einen einstelligen bis zum Kunstwerk im sechsstelligen Eurobetrag, alles anbot. Der Shop erobert zudem als temporäre Architektur ab und an den Ausstellungsraum und fragt als Struktur und in seiner Funktion nach dem Zusammenhang von Geld und Kunst. Wobei die Sache hier, wo Bildstein | Glatz als Betreiber des PFERD einen Shop aufstellen, den netten Dreh erhält, dass ein Off-Raum, der nicht zum Verkauf und idealerweise ausserhalb von Marktüberlegungen liegen sollte, visuell brutal kommerzialisiert wird.


Eric Klärings Arbeit stellt das «Fragment» ins Zentrum. Als Sammler von Materialen und Bruchstücken ist der ausgebildete Architekt und Bildhauer an der Herkunft seiner Stücke interessiert, führt diese aber bewusst einer anderen Funktion und einem neuen Kontext zu. Die Dinge, die er mitnimmt, die er bei sich im Garten und Studio verbaut und bei Bedarf weiterverwendet, sind ein Rohstoff. Aus seinem Fundus schöpfend, geht Eric Kläring spezifisch auf den Ausstellungsort ein, wobei für ihn das Fragment gleichzeitig «Werkzeug» und «Material» ist und jeweils erst in der neu geformten Zusammensetzung seine Rolle findet. Die gezeigte Arbeit Nüchtern Grün aus 2013 z.B. hat ihre Form für den bühnenartigen Ort, an dem sie im PFERD aufgestellt wird, verändert. Sie ist vom Aussen in den Innenraum gewandert - lange wird sie aber dort wohl nicht bleiben. Ihren Untertitel - Fensterbank - hat die Arbeit im Atelierraum des PFERDes verloren. Dieser ist dort liegen geblieben und wird sich zu Fensterbänken vervielfältigen! Zur Finissage der Ausstellung werden sie hier wieder auftauchen.


Jenni Tischer
Die Berliner Künstlerin Jenni Tischer gebraucht in ihren Glasobjekten Mittel und Techniken traditioneller Handarbeit, dabei ist das sichtbar machen des Herstellungsprozess für sie zentral, jedoch entsteht kein Objekt zum Gebrauch. Nadeln und Garne werden in ihren Wandarbeiten zu geometrischen Ornamenten. In den Geometrien und Symmetrien finden keine einfachen Übersetzungen von Vorbildern, beispielsweise Rosetten der Gotik, statt, wenn diese auch bei den Betrachtenden unterbewusst mitschwingen. Denn die Idee der Abstraktion ist eng verwoben mit philosophischen Fragen und in der Moderne eine intellektuelle, genuin westliche und männliche Heldenerzählung. Mit ihrer Arbeitsweise, mit der Betonung der Herstellung und der damit verbundenen Phase der Reflexion bei gleichzeitiger thematischer Offenheit der Werke, werden diese Vorstellungen von Tischer kritisch gespiegelt.


Noële Ody
Monobrauengrauen. Als Kind hatte ich immer sehr große Angst entführt zu werden. Vor allem da meine Eltern ja nicht genügend Geld gehabt hätten, um die Entführer zu bezahlen. Aber glücklicherweise gab es einen Ausweg. Die Entführer würden mir eine letzte Chance geben frei zu kommen, indem ich eine Frage beantworten könnte. Sie würden mich etwas ganz absurdes fragen und in ihrer Arroganz wären sie sich sicher niemand wüsste die Antwort darauf. Aber ich war vorbereitet. Täglich zählte ich auf der Toilette die Häkchen mit denen die einzelnen Blätter des Klopapiers verbunden sind, denn das wäre ja wohl das aller absurdeste was es zu wissen gibt. Eine Freundin meint auch sie hätte diese Angst vor einer Entführung gehabt. Ich weiß jetzt nicht mehr alle Details aber basicly war es so, dass sie einen starken Augenbrauenwuchs hatte und sie natürlich unvorbereitet in diese Entführung ginge und also während dieser Zeit kaum ihre Augenbrauen zupfen könnte. Und dann war ihre große Sorge, dass am Tag der Freilassung sie mit ihrer zu einer Monobraue verwachsen Brauen von all den Kamerateams gefilmt und fotografiert würde.


Sasha Auerbakh
«Boesner» and «Gerstäcker» halten die Grundstoffe für die Kreativität der Kunstwelt vor. Sie sind im Ablauf der Arbeit eine Vorstufe, selbstverständliche Begleiter oder ein notwendiges Übel – werden kaum beachtet. Sie gehören weder gedanklich noch räumlich zum Atelier respektive Studio. Für Kunstschaffende gilt es, die passenden Materialien zu einem möglichst erschwinglichen Preis zu besorgen, wobei sie bei dieser Gelegenheit jeweils allerlei Stifte kurz auszuprobieren. Sascha Auerbakh sammelt die Blätter mit dem Gekrakel, vergrössert und überlagert sie. Dann verarbeitet sie sie zu farbigen metallenen Wandskulpturen. Was Sascha Auerbakh angesichts ihrer geäusserten Unfähigkeit zu zeichnen interessiert, sind Fragen der kollektiven Autorschaft und des Gesamtkunstwerks. Da selbst heute oft noch von der romantischen Vorstellung ausgegangen wird, in jedem Strich der Hand der oder des Kunstschaffenden offenbare sich ihre oder seine Handschrift, offenbaren sich in Auerbakh’s Werk grundlegende Probleme bezüglich des Konstruktes «Autorschaft».


Simon Iurino beschäftigt sich in seinem Werk mit verschiedenen Aggregatszuständen
von Architektur. Er entwirft und realisiert Skulpturen sowie raumgreifende Installationen,
die in der Verbindung von Abstraktion und Konstruktion Parallelen zur Minimal Art und
der Installationskunst aufweisen. Indem der Künstler architektonische oder konstruktive
Strukturen zerlegt und neu zusammensetzt, spielt er mit unserer Erwartungshaltung
gegenüber dem Gebrauchswert von Gegenständen. An den Schnittstellen von Skulptur,
Architektur und Design operierend, fordert er in brachialen Interventionen die Architektur
von Ausstellungsorten genauso heraus wie die Belastungsgrenzen seiner bevorzugten
Werkstoffe. In seiner Arbeitsweise verwischen die Grenzen zwischen dem skulpturalen
oder architektonischen Objekt und dem künstlerischen Prozess. Die doppelte Rolle der
Arbeiten als provisorische Architektur und Skulptur verdeutlicht Iurinos spezifisches
Interesse im Spannungsverhältnis zu ihrem Kontext. Seine Objekte sind stark von ihrem
Entstehungdprozess geprägt: dem Austesten von Materialkombinationen sowie
Produktionsverfahren. Material und Maßstäblichkeit ermöglichen eine Verbindung dieser
Arbeiten zum Raum, der uns umgibt. In ihrer Einfachheit, Unmittelbarkeit und
Nutzbarkeit bringen die Skulpturen die Komplexität der uns vertrauten Strukturen und
Formen zum Vorschein.
 
 
Smi Vukovic
is making painting installations that extend to sculpture. These paintings often are multi-layered with levels of painted surfaces alternating with stage effect materials, synthetic imitations of stone, metal, mirrors or gems, and layers of fabric with embroidered verses. These paintings are often interacting with their surrounding by mirroring it, by reflecting light or by casting intense colours of the effect materials.

 


10AM
Karl Salzmann und Georg Petermichl
Das allerletzte Mal als wir den Diskogott besuchten, stand es nicht mehr so gut um
ihn. Er sah richtig fertig aus. Im hinteren Winkel des Clubs, hatte er sich hinter einer
Wand aus Pfandbechern verschanzt. Nur seine Fü.e ragten hervor. Aus Mitleid hatte
ihm die Klofrau eine Rolle Klopapier mitgegeben, die er sich gerade um die in Bier getränkten Schuhe wickelte.
Ich: Habt ihr am Sa auch was?
Karl: Ja, da ist Finnisage. Kommst?
Wir waren gerade mitten im Gespräch, da schrie der Diskogott hinter der Barrikade
hervor:
BLICKE, IM TAKT GESTOLPERT, GEDRÄNGELT, GESTOSSEN, BERÜHRT.
Wir hatten ihn nicht gleich erkannt. Dermaßen, hatte der Beat den Diskogott
zugerichtet.
I: Gern. Die Caro kann nicht, weil sie auf irgendeiner offspace Veranstaltung in der
Kunsthalle sein muss.
K: Cool. Und schade, dass Caro nicht kommen kann.
K: Aber vielleicht mag sie ja nachkommen... ?
I: Ich versuch sie zu bezirzen! Ich glaub aber die Veran...
Diskogott: ICH SEH DAS KAPUTTE, BEGLÜCKTE, VERTRAUEN UND ZARTES, DIE
VIELEN SIGNALE, SCHNELL, KURZ, GANZ KLAR, VOM NÄCHSTEN SCHON
WIEDER VERWISCHT, IN WELLEN VON SYMPATHIE.
Wir waren ein klein wenig näher gerückt – eher, zur Seite – so konnten wir in nun
beobachten, wieer sich mit einer Glasscherbe am Hinterkopf kratzte. In einem
Halbkreis vor ihn hatte er Pillen gestreut, als wollte er böse Geister abhalten.
K: Erdbeeren. 🍓 :)
I: Okay. Das wird interessant, erwiderte ich. Sollen wir gleich hin?
ER SCHAUTE UND TANZTE UND SAH DAS SCHÖNE, ereiferte sich der Diskogott.
I: Wir sind grad fertig mit essen. deshalb! Und wenn ich nicht bald geh, werd ich
müde!
DANN SAH ICH, WIE SIE MIR IHR –
UND DREHTE MICH –
Der Diskogott hatte sich aufgerafft und balancierte ein dickes Knäuel aus mattleuchtenden
Neonstäbchen auf der Handfläche.
K: Dann los ;) Noch ein zentrale erdbeer-shake?
I: Was heißt das? ...kann man das nicht I uns Wuk mitnehmen?
I: Ins
K: doch eh. aber dann komm ich nach und bleib noch ein bissi da mit Paul, ok?
I: Find ich gut wir tanzen usd mal ein.
I: Uns.
UND LAUTER NEUE BLICKE. ICH LACHTE, WEIL –
ICH WEISS NICHT SO GENAU –
K: Supa! bis gleich!
I: Weißt eh, das ist jetzt nicht super Dance. Caro meint ich muss dir das sagen..
Momente davor hatte uns der Geruch vom Diskogott den Atem geraubt. Vermutlich
hatte er sich in den letzten Vormittagen in den Partyüberresten gewälzt. Wir
wendeten uns ab, um zu gehen.
K: ui. wir sitzen eh noch. irgendwie kommen die erdbeeren eh nicht in die gänge...
I: Kaputte Erdbeeren.
I:
Oh Gott. Die haben grad gesagt dass es nur bis 4 geht.
Diskogott: UND DREHTE MICH UM. »WAS IST DENN?«
K: puh jetzt haben wir alle vier gegessen weil sie zuerst noch gefahren sind und jetzt
knallts uns voll rum
ACH SO, JA, JA. GUT.
OKAY, brüllte der Diskogott. Beim Versuch uns am Boden nachzurobben, hatten ihn
die Plastikbecher begraben.
I: Naja. Dann solltet ihr aber eher ins Werk fahren. Hier wird eher umarmt und so ...
eher cozy! Passt auf euch auf!!!!
K: mach ma. und wir treffen uns bald wieder. dickes bussi